Freitag, 18. März 2005

Feinstäube - eine ernste Gefahr für die Gesundheit

Feinstäube - eine ernste Gefahr für die Gesundheit.
Veröffentlicht am: 18.03.2005
Veröffentlicht von: Doris Böhme
Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle GmbH
Kategorie: überregional
Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
Medizin und Gesundheitswissenschaften, Ökologie, Politik und Recht, Verkehr und Transport

Immer winzigere Partikel geraten ins Visier der Forschung

Die menschlichen Sinne sind auf diese Gefahr nicht eingestellt. Man kann sie nicht riechen, man kann sie nicht schmecken und mit bloßem Auge sind Feinstäube auch nicht zu sehen. Feinstäube - das sind winzige Partikel, die nicht einmal ein Zehntel des Durchmessers eines Haares erreichen. Ihre Wirkung ist dennoch groß. Die Partikel dringen über die Lunge in den Organismus vor und können neben Atemwegserkrankungen auch Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems verursachen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO rechnet damit, dass bereits 10 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft eine Verkürzung der Lebenserwartung der gesamten Bevölkerung um ein halbes Jahr bewirken. "Feinstäube sind inzwischen zu einer der größten Gesundheitsgefahren in Stadtgebieten geworden", so Dr. Martin Lanzendorf vom Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle (UFZ) über die Bedeutung der Untersuchungen. Einer aktuellen Studie der EU-Kommission zufolge sollen 65 000 Todesfälle pro Jahr in Deutschland auf Herz- und Kreislauferkrankungen zurückzuführen sein, die durch Luftverschmutzungen ausgelöst oder zumindest gefördert würden.
Neue Grenzwerte
Seit dem 1. Januar 2005 ist die neue EU-Feinstaub-Richtlinie in Kraft. Sie legt schärfere Grenzwerte fest. So darf der Messwert für Feinstaub höchstens an 35 Tagen pro Jahr den Grenzwert von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft überschreiten. Großstädte und Ballungsräume sind am stärksten betroffen von PM10. So nennen die Wissenschaftler den Feinstaub. PM steht für Particulate Matter und 10 für die Staubgröße von 10 Mikrometern - also einem Hunderttausendstel eines Meters. Die aktuelle Statistik führt momentan München mit bereits 27 Überschreitungen seit Jahresbeginn an. Die meisten Überschreitungen in den neuen Bundesländern wurden an der Station Leipzig-Mitte gemessen. Dort konnte der PM10-Grenzwert bisher an 15 Tagen nicht eingehalten werden.

Dieselrußfilter als erster Schritt
Als Hauptquelle für den Feinstaub hat das Umweltbundesamt den Verkehr ausgemacht. Besonders die Zunahme von Dieselfahrzeugen habe die Situation in Deutschland verschärft. Deshalb fordern die Experten vom Umweltbundesamt die Einführung des Dieselrußfilters. Diese schaffen es, bis zu 99,99 Prozent der Masse des Feinstaubes zurückzuhalten. Dadurch könnte ein wichtiger Schritt geschafft werden. Das ist die Meinung der Experten, die sich im Februar zu einem Workshop in Leipzig trafen, der vom Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle und dem Leibniz-Institut für Troposphärenforschung organisiert wurde.

Kommunen vor schweren Entscheidungen
Doch bis ein Großteil der Fahrzeuge damit ausgerüstet ist, werden noch Jahre vergehen. Die betroffenen Städte müssen aber schon in diesem Jahr Maßnahmen treffen, um die Bevölkerung zu schützen. "Würde sich der Trend der ersten Wochen des Jahres fortsetzen, dann müssten mehrere deutsche Großstädte spätestens im Sommer die Notbremse ziehen, um die Grenzwerte einzuhalten", meint Dr. Martin Lanzendorf, der am UFZ in der Arbeitsgruppe Nachhaltige Mobilität forscht. "Das könnten dann Straßensperrungen, Tempolimits oder Fahrverbote für Dieselfahrzeuge sein." Umweltverbände drohen bereits jetzt mit Musterklagen für den Fall, dass die Grenzwerte öfter als erlaubt überschritten werden sollten. 2003 traf das auf jede dritte Station im bundesweiten Messnetz zu. Nur galt damals noch nicht die EU-Rahmenrichtlinie zur Luftqualität.

Immer feinere Stäube im Visier der Wissenschaft
Die bisherige Diskussion dreht sich um PM10 - also um die Masse der Staubpartikel unter 10 Mikrometern Durchmesser. Doch Wissenschaftler fürchten, dass noch kleinere Staubpartikel am gefährlichsten sind. Und gerade für diese gibt es momentan weder Grenzwerte noch ein Überwachungsnetz. Diese so genannten Ultrafeinstäube sind kleiner als 100 Nanometer - also kleiner als ein Zehnmillionstel eines Meters. Unter Experten ist unbestritten, dass kleinere Partikel wesentlich leichter und tiefer in den menschlichen Organismus eindringen können. "Bei größeren Staubpartikel gibt es verschiedene Abwehrmechanismen des Körpers", umschreibt Dr. Ulrich Franck vom UFZ das Problem. "Gegen kleinere Partikel hat der Mensch dagegen keine solchen Abwehrmechanismen." Wissenschaftler des GSF-Forschungszentrums für Umwelt und Gesundheit in München konnten inzwischen nachweisen, dass solche ultrafeinen Staubpartikel in die Blutzirkulation, das Herz, Leber und andere Organe transportiert werden und selbst bis in das Hirn vordringen können. "Welche Wirkungen sie dort auslösen, ist weitgehend unbekannt. Allerdings weisen erste Untersuchungen beispielsweise auf gestörte Proteinreaktionen, also auf oxidativen Stress, hin", warnt Dr. Wolfgang G. Kreyling vom GSF-Forschungszentrum "Darüber hinaus scheint auch das Immunsystem vielfältiger betroffen zu sein, als man bisher annahm."

Messverfahren noch aktuell?
Die momentanen Messverfahren orientieren sich an der Gesamtmasse des Feinstaubes. Doch bei Ultrafeinstäuben geht es weniger um die Masse, sondern um die Anzahl der Teilchen. Viele kleinere Teilchen haben außerdem insgesamt eine größere Oberfläche - auch wenn sie weniger wiegen. "Da ist ein Umdenken notwendig", meint Franck und verweist auf viele noch ungelöste Fragen. Hinweise, dass sich die Innenkonzentrationen ganz anders verhalten als die Außenkonzentrationen, gibt es bereits. Seit drei Jahren messen das UFZ und das Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (IfT) gemeinsam in der Leipziger Eisenbahnstraße. Die Messreihe dort ist die längste kontinuierliche in Deutschland in einer Straßenschlucht und sie belegt, wie sich verkehrsberuhigende Maßnahmen und Tempolimits positiv auf die Luftqualität auswirken. Parallel dazu werden die Schadstoffkonzentrationen in Zusammenarbeit mit dem Düsseldorfer Instituts für Umweltmedizinische Forschung auch an 30 weiteren Messpunkten in Leipzig beobachtet, um die Zusammenhänge zwischen Feinstaub und Allergien bei Kindern zu untersuchen.

Weitere Forschung nötig
Klar ist, dass die Zahl der Autos in den nächsten Jahren weiter zunehmen wird und dass der Verkehr die Hauptursache der Ultrafeinstäube in den Städten ist. Nur wie lässt sich die Ausbreitung der Stäube vorhersagen, um die Bevölkerung davor wirksam zu schützen? Sind vielleicht auch Grenzwerte für die ultrafeinen Stäube nötig? Die neue EU-Richtlinie zur Luftqualität ist nur eine Etappe. Wissenschaftler und Politiker werden sich auch künftig mit dem Problem Staub beschäftigen müssen.
Tilo Arnhold

Weitere fachliche Information über:

Dr. Martin Lanzendorf
UFZ-Department Stadtregionen (Arbeitsgruppe Nachhaltige Mobilität)
http://www.ufz.de/index.php?de=2589
Telefon: 0341-235-2733
e-mail: martin.lanzendorf@ufz.de

Dr. Ulrich Franck
UFZ-Department Umweltepidemiologie
Telefon: 0341-235-2929
e-mail: ulrich.franck@ufz.de

Dr. Wolfram Birmili
Leibniz-Institut für Troposphärenforschung
http://www.tropos.de/INFO/personal/birmili.html
Telefon 0341-235-3437 oder -2467

oder über:

UFZ-PR-Abteilung,
Doris Böhme
Telefon: 0341-235-2278
e-mail: presse@ufz.de

Links zum Thema:

Umweltbundesamt: Aktuelle Anzahl der Überschreitungen des Grenzwertes:
http://www.env-it.de/luftdaten/trsyear.fwd
Umweltbundesamt: Aktuelle Tageskarte:
http://www.env-it.de/luftdaten/map.fwd?measComp=PM1
Feinstaub-Magazin des Bundesumweltministeriums:
http://www.bmu.de/files/pdfs/allgemein/application/pdf/magazin_feinstaub.pdf
Hintergrundpapier des Umweltbundesamtes:
http://www.env-it.de/luftdaten/download/public/html/PM10/PM_Papier_2005.pdf
EU-Richtlinie:
http://www.umweltbundesamt.de/luft/vorschriften/eu/luft-rrl.pdf
EU-Programm Clean Air for Europe (CAFE):
http://www.europa.eu.int/comm/environment/air/cafe/index.htm
jüngste EU-Studie zur Luftverschmutzung:
http://europa.eu.int/comm/environment/air/cafe/general/pdf/cafe_lot1.pdf
Leibniz-Institut für Troposphärenforschung zu gesundheitsrelevanten Stäuben:
http://www.tropos.de/PHYSIK/aerosol/urban/urban.html
Aktuelle Messwerte Partikelanzahlkonzentration (IfT-Messstelle Leipzig):
http://iftwetter.tropos.de:8083/METEODAT/Meteo_IFT_3.htm
GSF - Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit zum Thema:
http://www.gsf.de/flugs/feinstaeube.phtml
http://www.gsf.de/jahresbericht/2003/169_172_2003.pdf
Feinstaub und Allergien bei Kindern / EU-Forschungsprojekt TRAPCA:
http://www.iuf.uni-duesseldorf.de/Forschung/FT3_A6.htm

Die Wissenschaftler des UFZ-Umweltforschungszentrums Leipzig-Halle (UFZ) erforschen die komplexen Wechselwirkungen zwischen Mensch und Umwelt in genutzten und gestörten Landschaften. Sie entwickeln Konzepte und Verfahren, die helfen sollen, die natürlichen Lebensgrundlagen für nachfolgende Generationen zu sichern.
Das UFZ ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, die mit ihren 15 Forschungszentren und einem Jahresbudget von rund 2.2 Milliarden Euro die größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands ist. Die insgesamt 24.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Helmholtz-Gemeinschaft forschen in den Bereichen Struktur der Materie, Erde und Umwelt, Verkehr und Weltraum, Gesundheit, Energie sowie Schlüsseltechnologien.
Weitere Informationen:
http://www.ufz.de/index.php?de=5419 - weitere Fotos & Infos

URL dieser Pressemitteilung: http://idw-online.de/pages/de/news104977

MONITOR-Sendung am 17. März 2005

MONITOR Nr. 530 am 17. März 2005 WDR-Fernsehen
Feinstaubbelastung: Wie die Städte geschönte Zahlen messen

Bericht: Markus Zeidler, Frank Konopatzki

Sonia Mikich: "Unser letztes Thema. Feinstaub ist gefährlich. An den Folgen dieser unsichtbaren Schadstoff-Partikel sterben allein in Deutschland jährlich 65.000 Menschen, so schätzen Experten. Deshalb müssen seit diesem Jahr in ganz Europa strenge Grenzwerte verbindlich eingehalten werden. Und da ist die Zahl 35 für viele deutsche Städte eine Schreckenszahl. Maximal 35 Mal innerhalb eines Jahres dürfen sie die Grenzwerte überschreiten. Danach muss gehandelt werden. Zum Beispiel mit Fahrverboten, einer City-Maut und so weiter. Sonst drohen Millionen-Strafen aus Brüssel.

Schon jetzt zeichnet sich ab: Viele Städte können die neuen Vorgaben nicht erfüllen.

Frank Konopatzki und Markus Zeidler zeigen, was man sich mancherorts einfallen lässt, damit der 35. Tag nie eintritt."

In den Häuserschluchten der Großstädte krallt er sich fest. Auf dem Asphalt; den Fassaden der Häuser, in den Lungen der Menschen.

Feinstaub: Kleinste Schadstoff-Partikel aus Abgasen und Reifenabrieb. 65.000 Menschen sterben jedes Jahr frühzeitig an den Folgen dieser Umweltbelastung allein in Deutschland. Zehn mal mehr als bei Verkehrsunfällen. Ergebnisse einer aktuellen EU-Studie.


Prof. Heinz-Erich Wichmann, Umwelt-Epidemiologe: "Wir sehen Wirkungen auf das Herz, Herz-Rhythmus-Störungen, Herzinfarkte treten vermehrt auf. Wenn Menschen in belasteten Gegenden wohnen, dann findet man dort eine erhöhte Sterblichkeit durch Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen und vermehrt Lungenkrebs."

Reporter: "Das sind aber doch drastische Wirkungen?"

Prof. Heinz-Erich Wichmann, Umwelt-Epidemiologe: "Das sind drastische Wirkungen und in der Tat ist das Feinstaubproblem heute das wichtigste Umwelt-Problem, was die Luft angeht."

Die italienische Antwort auf das Feinstaub-Problem. Bologna letzen Sonntag. Ein autofreier Sonntag. Nicht zum ersten Mal in diesem Jahr.

Seit Januar gab es wegen der neuen Feinstaub-Grenzwerte der EU in vielen italienischen Städten mindestens einen solchen autofreien Tag. Die Menschen hier nehmen's überwiegend mit Gelassenheit.

Italienischer Passant, Übersetzung MONITOR: "Wir werden halt vernünftiger. Früher war die Luft dreckig. Jetzt geht es uns besser. Da haben schließlich alle was davon."

Freie Fahrt nur für Bus und Bahn. In Italien gilt die gleiche EU-Richtlinie zur Luftreinheit wie in Deutschland. An maximal 35 Tagen im Jahr darf der neue Grenzwert für Feinstaub überschritten werden.

Anders als bei uns haften in Italien die Bürgermeister persönlich dafür. Im schlimmsten Fall drohen den Stadt-Oberhäuptern zwei Jahre Gefängnis. Und so stehen in Italien die Autos still. Und in Deutschland die Politik.
Prof. Heinz-Erich Wichmann, Umwelt-Epidemiologe;

Jürgen Resch, Deutsche Umwelthilfe: "Die EU-Kommission hat im Jahr 1999 alle Mitgliedsstaaten verpflichtet, in diesem Jahr die Grenzwerte für Feinstaub einzuhalten. Zuständig in der Umsetzung sind die Bundesländer und die Kommunen. Diese hatten drei Jahre Zeit, sich bis Ende letzten Jahres mit Luftreinhaltung-Aktionsplänen vorzubereiten. Das ist praktisch überall unterblieben und wir stehen jetzt vor einem Scherbenhaufen. In Deutschland gibt es nirgendwo ausreichende Aktionspläne, um diese Luftgrenzwerte durchzusetzen."

Die "Deutsche Umwelthilfe" will jetzt in besonders stark belasteten Städten Fahrverbote erzwingen - vor Gericht. Der Umweltschutzverband unterstützt entsprechende Klagen betroffener Anwohner, wie die von Ringo Müller. Der Student lebt in Berlin. Dort fürchten alle: Die Grenze von 35 Tagen mit zu hohen Feinstaub-Werten wird schon bald überschritten.

Ringo Müller: "Was blüht denn nun dem Land Berlin, wenn die 35 Tage überschritten sind?"
Jürgen Resch, Deutsche Umwelthilfe;

Fabian Löwenberg, Rechtsanwalt: "Wir haben einfach zwei … zwei wichtige Druckmechanismen. Das eine ist der Bürger, der klagt, das sind Sie, Sie haben ein Recht auf saubere Luft, wir können das durchsetzen, die Verwaltung muss damit gezwungen werden dazu. Und das zweite ist, dass die Kommission darauf achtet, dass ihre Richtlinien eingehalten werden."

Die Frankfurter Allee in Berlin-Friedrichshain. Hier lebt Ringo Müller. Wenn er mit seiner Klage Erfolg hat, drohen Fahrverbote oder eine City-Maut. Ringo Müller ist frustriert. Seit Jahren wissen die Verantwortlichen, dass ab 2005 ein neuer Grenzwert für Feinstaub einzuhalten ist. Doch die Luft ist so schlecht wie eh und je. Deshalb klagt er vor Gericht.
Fabian Löwenberg, Rechtsanwalt;

Ringo Müller: "Das sind einfach mal die Werte, die eingehalten werden müssen. Und jeder, der hier wohnt, denk' ich mal, ist daran interessiert, damit die Luft, die er atmet, auch möglichst sauber ist. Junge Familien und Kindern und so weiter … ist ja ganz gefährlich."

Seit Anfang des Jahres wurde der Grenzwert für Feinstaub an der Frankfurter Allee bereits an 19 Tagen überschritten, obwohl es erst Mitte März ist.

An dieser Luftmess-Station wird die Belastung gemessen. Direkt an der Straße. Direkt an der Hauptquelle der Belastung. So wie es die Richtlinie der Europäischen Union vorsieht.

Eine Faust-Regel besagt: 25.000 Fahrzeuge plus beidseitige Bebauung gleich Feinstaub-Problem. Solche hoch belasteten Straßenschluchten gibt es in jeder größeren Stadt. Doch MONITOR-Recherchen zeigen: Nicht in jeder Stadt wird auch genau dort gemessen, wo der meiste Dreck zu finden ist.

Ein Grüngürtel am Südrand einer Millionen-Metropole. Hier wird die Feinstaub-Belastung der Stadt Köln gemessen. Einer von zwei Messcontainern des zuständigen Landesumweltamtes Nordrhein-Westfalen. Der zweite steht am Nordrand von Köln; ebenfalls weit entfernt von den Verkehrsbrennpunkten der Innenstadt. Hier werden geringere Feinstaub-Konzentrationen gemessen als in manchem deutschen Kurort. Was Wunder, dass die Millionenstadt Köln mit Feinstaub kein Problem hat. Zumindest offiziell nicht.
Ringo Müller;

Jürgen Resch, Deutsche Umwelthilfe: "Die Deutsche Umwelthilfe hält ein solches Vorgehen für eine Manipulation und einen Verstoß gegen die Luftreinhalte-Richtlinie. Wir werden sicherlich vor Gericht eine Überprüfung einer solchen Praxis auch erreichen, und es kann nicht angehen, dass eine solche kreative Gestaltung der Messplätze durchgeht."

Kreatives Messen? Manipulation? Das Landesumweltamt von Nordrhein-Westfalen. Hier wird entschieden, wo in welcher Stadt gemessen wird und wo eben auch nicht. Mit Hilfe Computer gestützter Modellrechnungen für einzelne Straßenzüge. "Screening" nennt sich das. Rechnen ersetzt messen. Verlässliche Messwerte, darauf müssen viele Bürger in Nordrhein-Westfalen noch lange warten.
Jürgen Resch, Deutsche Umwelthilfe;

Prof. Peter Bruckmann, Landesumweltamt NRW: "Wir werden noch mal, weil wir ja auch durchaus nicht ausschließen können, dass unser Screening-Verfahren Lücken hatte, dieses Screening-Verfahren noch mal aktualisieren, unter Einbeziehung der Kommunen in einer Web-basierten Anwendung, wo wir noch mal das Screening wiederholen werden mit aktuellen Daten.

Reporter: "Bis wann ist da mit Ergebnissen zu rechnen?"

Prof. Peter Bruckmann, Landesumweltamt NRW: "2006."
Prof. Peter Bruckmann, Landesumweltamt NRW;

Die EU-Richtlinie aber gilt bereits seit Januar. Doch selbst da, wo das Landesumweltamt längst höchste Belastungen errechnet hat, wird nicht überall schonungslos gemessen. In den rot markierten Städten stehen bis heute an den besonders belasteten Straßen keine Verkehrsmess-Stationen für Feinstaub.

Immerhin: In Köln wird demnächst eine neue Station gebaut. Doch auch die steht nicht in einer Häuserschlucht, obwohl es davon auch in Köln genug gibt.

Zurück nach Berlin, zurück zu Ringo Müller. Seit Januar gibt es ein Recht auf saubere Luft. Er kann es einklagen. Aber nur, weil in seiner Stadt wenigstens ehrlich gemessen wird.

Quelle:
http://www.wdr.de/tv/monitor/beitrag.phtml?bid=671&sid=126#id116

Kommunen brauchen Hilfe beim Einhalten der Feinstaub-Grenzwerte

Umwelt und Gesundheit
Kommunen brauchen Hilfe beim Einhalten der Feinstaub-Grenzwerte


18. März 2005

Der Vorwurf des ARD-Magazins "monitor", Städte würden geschönte Feinstaubwerte veröffentlichen, muss noch verschärft werden, teilte am Freitag UMKEHR e.V., das Informations- und Beratungsbüro für Verkehr und Umwelt mit. Der Verein weist daraufhin, dass etliche Städte trotz der Mogeleien Gefahr laufen, schon bald die erlaubten 35 Tage im laufenden Jahr, an denen der Grenzwert überschritten werden darf, zu erreichen. So wurden z.B. in München an einer Messstelle bereits bis heute an 30 Tagen die Tagesmittel-Grenzwerte für Feinstaub überschritten. Eine konstante Entwicklung wie bisher vorausgesetzt, werden am Jahresende an mindestens 113 Messstellen zu hohe Feinstaubwerte an mehr als 35 Tagen gemessen worden sein.

UMKEHR fordert daher die Einwohner der betroffenen Städte auf, sich zu informieren und ihren Gemeinden auf die Finger zu schauen. Noch besser sei es natürlich, so der Sprecher von UMKEHR, den Verwaltungen nicht nur auf die Finger zu klopfen, sondern ihnen auf die Sprünge zu helfen und eigene Lösungsvorschläge zu unterbreiten. Eine preiswerte, auch für Laien günstige Möglichkeit dies zu erlernen, besteht im Besuch des 15. Bundesweiten Umwelt- und Verkehrs-Kongress (BUVKO). Auf dem BUVKO vom 5.-7. Mai 2005 in Bremen sollen die Chancen ausgelotet werden, die in den neuen Regelwerken der EU für eine nachhaltige Mobilitätspolitik stecken. EU-Richtlinien sind jedoch "eine Wissenschaft für sich". Auf dem 15. BUVKO werden die Gesetzestexte und Richtwerte allgemein verständlich erklärt und ihre Bedeutung eingeordnet. Nicht nur durch die vorgeschriebene Umsetzung der EU-Richtlinien zum Umgebungslärm und zur Luftreinhaltung stehen die deutschen Länder und Kommunen unter Zugzwang. Auch durch die erweiterten Informationsrechte stehen den Bürgern bessere Einwirkungsmöglichkeiten zur Verfügung. Die Teilnahme an den drei Tagen kostet für Normalverdienende 60, ermäßigt 39 Euro. Kostenlose Unterkünfte werden auf Wunsch vermittelt. Informationen, das aktualisierte Programm und eine Anmeldemöglichkeit finden Sie im Internet.

Quelle:
http://www.ngo-online.de/ganze_nachricht.php4?Nr=10710

Durch Feinstaub sterben mehr Menschen als durch Verkehrsunfälle

Ärzte Zeitung, 18.03.2005
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"Durch Feinstaub sterben mehr Menschen als durch Verkehrsunfälle"

Rußteilchen aus Dieselsabgasen und Reifenabrieb sind das größte Problem

BERLIN (gvg). Feinstaub-Exposition verkürzt nach Daten der WHO die Lebenserwartung im Mittel um knapp neun Monate, in Deutschland im Mittel um etwa zehn Monate. Und: Nach neuen Daten der EU-Kommission sterben in Deutschland angeblich etwa 65 000 Menschen jährlich an den Folgen der Feinstaub-Inhalation.

Feinstaub sind Rußteilchen mit einem Durchmesser von zehn Mikrometer und weniger. "Wir können davon ausgehen, daß mehr Menschen durch Feinstaubexposition sterben als durch Verkehrsunfälle", sagte Dr. Uwe Lahl vom Bundesumweltministerium auf dem Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie in Berlin.

Anders als bei den größeren Teilchen ist der Feinstaubgehalt der Luft konstant oder steigt sogar an, wie Privatdozent David Groneberg von der Charité Berlin sagte. "Ähnlich wie bei der Radioaktivität scheint es auch beim Feinstaub keinen unteren Grenzwert zu geben", so Groneberg zur "Ärzte Zeitung". Feinstaubexposition erhöhe die Zahl der Krankenhauseinweisungen und die Menge der Medikamente, die Asthmatiker benötigten.

Medizinisch relevant seien vor allem Dieselabgase und der Abrieb von Autoreifen, die in Bodennähe und auf Gehwegen einen Großteil der Staubteilchen ausmachten, wie Groneberg betonte. Er zeigte unter anderen Rasterkarten von Berlin, auf denen sich anhand der Feinstaubkonzentration in der Luft der Verlauf der Hauptverkehrsadern nachzeichnen läßt.

Eine effektive Maßnahme gegen Dieselabgase sind Rußpartikelfilter. Anders als französische Autohersteller bieten deutsche Firmen solche Filter noch immer nicht serienmäßig an.

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Feinstaub (PM 10)

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