Samstag, 19. März 2005

Von Herzinfarkt und Straßenstaub

Von Herzinfarkt und Straßenstaub

20 Jahre Kooperative Gesundheitsforschung in der Region Augsburg (KORA)

Luftverschmutzung treibt unter Umständen die Herzinfarktrate in die Höhe. Dies ist eines der Aufsehen erregenden Ergebnisse aus der KORA-Studie, in deren Rahmen Wissenschaftler seit 1984 den Gesundheitszustand und die Lebensumstände von Augsburger Bürgern unter die Lupe nehmen. Ursprünglich eine Studie mit dem Ziel, Risikofaktoren für Herz-Kreislauf- Erkrankungen zu ermitteln, bezieht KORA inzwischen zahlreiche zusätzliche Faktoren ein, um die Ursachen weiterer wichtiger chronischer Krankheiten aufzuspüren. Mittlerweile nahmen gut 20 000 Männer und Frauen an den Untersuchungen teil – die umfangreiche KORA-Datensammlung stellt damit eine wahre Goldgrube für Wissenschaftler dar und macht Augsburg in der Gesundheitsforschung zu einer weltbekannten Stadt.

KORA wird geleitet von Wissenschaftlern des GSF-Forschungszentrums für Umwelt und Gesundheit, das im Rahmen einer Festveranstaltung am 26. Januar 2005 in Augsburg auf 20 Jahre erfolgreiche Gesundheitsforschung zurückblickt. Sprecher von KORA ist Prof. Dr. Dr. H.-Erich Wichmann, Direktor des GSF-Instituts für Epidemiologie. Aber nicht nur die GSF, sondern auch viele Forschungsinstitute in Kliniken, Universitäten und anderern Einrichtungen sind an KORA beteiligt, das seit 2004 ein eigenes Untersuchungszentrum direkt am Augsburger Hauptbahnhof besitzt. Neben Herzinfarkt und weiteren Herz-Kreislauf Erkrankungen befasst sich KORA heute vor allem mit Diabetes, Allergien und Krebs. Als Risikofaktoren für diese Krankheiten werden außer Einflüssen des Lebensstils auch Umweltbelastungen und genetische Faktoren ins Visier genommen. Aber auch die Folgen der Krankheiten in der Gesundheitsversorgung und die damit verbundenen Kosten werden untersucht, und zwar durch das GSF-Institut für Gesundheitsökonomie und Management im Gesundheitswesen, das von Prof. Dr. Reiner Leidl geleitet wird und das die Infrastruktur der KORA-Forschungsplattform mit betreibt.

Den Beginn der Gesundheitsforschung im Raum Augsburg markiert das MONICA-Projekt (Monitoring of Trends and Determinants in Cardiovascular Disease), eine ursprünglich auf 10 Jahre konzipierte WHO-Studie, an der 26 Länder aus vier Kontinenten teilnahmen. Thema der Studie waren Risikofaktoren für und Folgen von Herz-Kreislauf-Krankheiten – damals wie heute Todesursache Nummer eins in der westlichen Welt. Da die Bevölkerungsstruktur von Augsburg ein gutes Spiegelbild der demographischen und sozialen Struktur der Bundesrepublik ist, entstand hier eines der vier deutschen MONICA-Zentren, geleitet von einer Arbeitsgruppe des jetzigen GSF-Instituts für Epidemiologie. Seit Beginn der MONICA-Studie wird jeder Herzinfarkt-Patient in einem Herzinfarkt-Register erfasst. Zusätzlich werden alle fünf Jahre etwa 4000-5000 zufällig ausgewählte Augsburger in Risikofaktorstudien ausführlich untersucht und befragt. Als MONICA nach zehn Jahren auslief, hätte das Aus für diese umfangreiche Datensammlung einen herben Verlust für die Wissenschaft bedeutet. Daher entschloss sich die GSF, die Arbeiten fortzuführen. 1996 entstand mit finanzieller Unterstützung des Wissenschaftsministeriums das Konzept der Kooperativen Gesundheitsforschung in der Region Augsburg (KORA). Die MONICA-Daten bilden quasi das Rückgrat und erlauben bis heute eine systematische und konsequente Langzeitforschung. „Ein Riesenglück für die Wissenschaft“, schwärmt Dr. Hannelore Löwel, die als Teamleiterin des Herzinfarktregisters von Anfang an dabei war.

Neben der gesundheitlichen Untersuchung geben die Teilnehmer an den Risikofaktorstudien Auskunft über Lebensgewohnheiten wie Alkohol, Rauchen, Übergewicht, sportliche Betätigung, Bildung sowie über eventuelle Erkrankungen. Über Befragungen oder Zweituntersuchungen wird die gesundheitliche Entwicklung der Studienteilnehmer weiter verfolgt.
In Blutproben bestimmen die Wissenschaftler relevante Parameter wie z.B. Cholesterin. Diese Blutproben sind besonders wertvoll, denn die tiefgefrorenen und archivierten Proben erlauben einen Blick in die Vergangenheit und lassen im Vergleich mit jüngeren Proben bei denselben oder neuen Patienten Entwicklungen erkennen. So kann man in diesen Proben zum Zeitpunkt der Entnahme noch unbekannte Faktoren nachträglich bestimmen, z.B. den für das Infarktgeschehen wichtigen Entzündungs-Marker C-reaktives Protein.

20 Jahre MONICA/KORA heißt in erster Linie wissenschaftliche Kleinarbeit, doch es gab auch schon spektakuläre Erfolge: Dass Patienten mit Typ 2 Diabetes überproportional stark vom Herzinfarkt bedroht sind, ist eines der wichtigsten KORA-Ergebnisse. Zudem zeigte sich, dass Diabetes in Deutschland sehr häufig unentdeckt bleibt: Auf jeden bekannten Diabetiker kommt einer, dessen Zuckerkrankheit noch nicht diagnostiziert wurde.
In den 90-er Jahren trugen die Augsburger Daten wesentlich zu der Erkenntnis bei, dass Arteriosklerose nicht nur eine Ablagerung in den Gefäßen bedeutet, sondern eine Entzündungskrankheit ist.

Schlagzeilen machten die KORA-Wissenschaftler mit dem bereits erwähnten Zusammenhang zwischen Infarkt und Luftverschmutzung: Sie konnten nachweisen, dass mit ultrafeinen und lungengängigen Partikeln verschmutzte Luft Herzinfarkte auslösen kann. Bei der Befragung von Herzinfarktpatienten zum Ablauf der letzten vier Tage vor dem Infarkt zeigte sich zudem, dass auch Aufenthalte in Verkehrsmitteln Herzinfarkte verursachen können. Hierdurch könnten Menschen mit entsprechender genetischer Veranlagung besonders betroffen sein. Deshalb bezieht die neue, von der EU geförderte AIRGENE-Studie zum Komplex „Entzündungshemmung und Luftverschmutzung“ die Genetik mit ein.

Auch in Zukunft soll die KORA-Forschung als Erkenntnisquelle für die bevölkerungsbezogene Gesundheitsforschung genutzt werden. Untersuchungen bis zum Jahr 2007 befinden sich bereits in der konkreten Planungsphase.

Quelle:
http://www0.gsf.de/Aktuelles/Presse/kora-20-jahr-feier-2.phtml

e-mail Schriftwechsel mit der Stadt Halle über Feinstaub

Von: "Helmut Gobsch" <Helmut.Gobsch@gmx.net> ins Adressbuch

An: Buergerbriefkasten@halle.de

Kopie: info@oedp-sachsen-anhalt.de, klaus.buchner@oedp.de, cornelia.schmidt@oedp.de, herbert.kuhn@oedp.de, stefanspaarmann@uni.de, florence.bodisco@oedp.de, oliver.wendenkampf@bund.net, angelus@vzsa.de, gesine.haerting@gmx.de, dietmar_weihrich@yahoo.de, uwe-koeck@t-online.de, o.ch.klaus@web.de, wolfgang.kupke@t-online.de, misch@halle-gegen-graffiti.de, SchillerHJ@aol.com, ruediger.fikentscher@spd-lsa.de, Kinadon@gmx.de, dorotheavent@gmx.de, neues.forum@t-online.de, wuensch@jura.uni-halle.de

Betreff: Feinstaub (PM 10)

Datum: Wed, 9 Mar 2005 21:12:06 +0100 (MET)

Sehr geehrter Herr Geithner,

ist es möglich , dass mir die umfangreiche Zuarbeit der Stadt Halle an das
Ministerium zugänglich
gemacht wird. Nach dem Umweltinformationsgesetz müßte dies möglich sein !

Mit großer Sorge betrachte ich die ständigen Überschreitungen der neuen
Grenzwerte der
EU von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Feinstaub am Riebeckplatz, in dessen
Nähe ich wohne.
Sollte dieser Wert in diesem Jahr 35 mal überschritten werden, erhebe ich
Klage vor dem
zuständigen Gericht gegen die Stadt Halle wegen Gesundheitsschädigung. Es
ist bekannt, dass
in Deutschland allein an Feinstaub 65.000 Menschen sterben.

Was unternimmt die Stadt Halle den Dieselruß zu reduzieren ? Hat die Stadt
Halle eine
langfristige Konzeption für "Erneuerbare Energien " ? Wenn nein, warum nicht ?


Mit freundlichen Grüßen

Helmut Gobsch

Umwelt- und Gesundheitspolitischer Sprecher der ödp Sachsen-Anhalt
Umwelt und Gesundheit Halle e.V. i.Gr.
Sprecher der BI gegen Elektrosmog Halle
Mitglied der INTERDIS Akademie ---> http://www.interdis-wis.de
http://umweltundgesundheit.twoday.net


-------Originalmeldung-------

Von: Bürgerbriefkasten
Datum: 03/09/05 10:01:38
An: helmut@gobsch.de
Betreff: AW: Bürgerbriefkasten Halle

Sehr geehrter Herr Gobsch,

ich habe nun die entsprechende Information von unserem Fachbereich Umwelt zu
Ihrer Frage zur Einhaltung der Luftqualitätsrahmenrichtlinie der EU erhalten
und kann Ihnen Folgendes mitteilen.

Gegenwärtig wird durch das Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt des
Landes Sachsen-Anhalt (MLU)der Luftreinhalteplan für die Stadt Halle (Saale)
erarbeitet. Im Luftreinhalteplan sollen neben längerfristig wirkenden
Maßnahmen, wie zum Beispiel Stadtumbaumaßnahmen auch kurzfristig
aktivierbare Maßnahmen enthalten sein.

Ende Januar diesen Jahres hat die Stadt Halle (Saale) dem Ministerium für
Landwirtschaft und Umwelt eine umfangreiche Zuarbeit mit konkreten länger-
und kurzfristig aktivierbaren Maßnahmen übergeben. Durch das Ministerium
(MLU) ist beabsichtigt, dass noch im 1. Halbjahr 2005 die Untersuchung der
vorgeschlagenen kurzfristig aktivierbaren Maßnahmen erfolgen soll.

Weitere Informationen sind bis zum Vorliegen der Untersuchungsergebnisse
noch nicht möglich.

Ich bitte Sie daher um Verständnis und verbleibe
mit freundlichen Grüßen

Christiane Geithner
Team Bürgerbüro

-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Bürgerbriefkasten
Gesendet: Mittwoch, 23. Februar 2005 17:44
An: 'helmut@gobsch.de'
Betreff: AW: Bürgerbriefkasten Halle

Sehr geehrter Herr Gobsch,

vielen Dank für Ihre E-Mail an unseren Bürgerbriefkasten. Ich habe mich in
Ihrem Anliegen an unseren Fachbereich Umwelt gewandt. Sobald ich eine
entsprechende Auskunft erhalten habe, informiere ich Sie.

Freundliche Grüße

Christiane Geithner
Team Bürgerbüro

-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: automail@halle.de
[mailto:automail@halle.de]
Gesendet: Mittwoch, 23. Februar 2005 13:15
An: Bürgerbriefkasten
Betreff: Bürgerbriefkasten Halle


Virtueller Bürgerbriefkasten

AnAmt:................:Umweltamt Betreff.............:"Feinstaub PM 10"

Von
Name................: Umwelt und Gesundheit e.V. i.G. c/o Dipl.-Phys. Helmut
Gobsch Adresse.............:Max-Reger-Str. 15; 06110 Halle
Telefon.............:0345-8040559 Email...............:helmut@gobsch.de

Sehr geehrte Damen und Herren,

seit 01.01. 2005 ist die neue EU-Richtlinie über "Feinstaub PM 10" in Kraft.
Diesbezüglich hatte ich die Stadt Halle schon im vorigen Jahr angefragt. Da
vor einigen Tagen auch in Halle die Grenzwerte für Feinstaub überschritten
wurden, möchte ich erneut anfragen, wie die EU-Richtlinie in Halle umgesetzt
wurde bzw. wird.

Mit freundlichen Grüßen

Helmut Gobsch

Nicht hoffen Herr Doege sondern handeln

Saubere Luft auch ohne Einführung von City-Maut möglich?

VON Charles Thibo, 14.03.05, 21:11h, aktualisiert 18.03.05, 14:15h

Halle/MZ. Trotz erhöhter Luftbelastung durch Staub wollen die am stärksten betroffenen Städte Sachsen-Anhalts keine so genannte City-Maut einführen. Während bundesweit in mehreren Städten über ein solche Abgabe, die den innerstädtischen Verkehr begrenzen soll, diskutiert wird, setzen Halle, Magdeburg, Aschersleben und Wittenberg auf verkehrsplanerische Maßnahmen. Hintergrund sind die seit 1. Januar geltenden EU-Grenzwerte zur Luftreinhaltung.

"Wir haben zwar über eine gebietsbezogene Maut nachgedacht, aber rechtlich ist das in Sachsen-Anhalt derzeit gar nicht möglich", so Halles Innendezernent Eberhard Doege. Mit Blick auf die gemessenen Schadstoffwerte am Riebeck-Platz sagt er: "Wir gehen davon aus, dass die Belastung sinkt, wenn die Baumaßnahmen dort abgeschlossen sind." Ein weitere Entlastung bringt Doege zufolge die Weiterführung der Ost-Tangente und die Schließung des Autobahnrings westlich von Halle. Sollten bei bestimmten Wetterlagen im Sommer die Grenzwerte für Feinstaub dennoch überschritten werden, will die Stadt die betroffenen Straßen öfter reinigen als üblich, um dem Problem Herr zu werden.

In Magdeburg stehen vor allem der Universitätsplatz und der Damaschke-Platz im Mittelpunkt. Stadtsprecherin Cornelia Poenicke geht davon aus, dass sich die Lage entspannt, sobald der Tunnel unter der Elbe fertig gestellt ist. Zum einen sinke das Staubaufkommen mit dem Ende der Baumaßnahmen, zum anderen staue sich der Verkehr in der Innenstadt nicht mehr so stark wie bislang.

Entwarnung gibt bereits die Stadt Aschersleben. "Die Werte für 2004 sind viel besser als die von 2003", so Pressesprecherin Anke Lehmann. "Wir unterschreiten bereits jetzt die Grenzwerte", sagt sie und erklärt dies mit den Maßnahmen der Stadt. So seien beispielsweise leer stehende Häuser abgerissen worden. Damit werde die Stadt besser durchlüftet und die Schadstoffkonzentration sinke. "Wir sind da ziemlich optimistisch." Auch die Lutherstadt Wittenberg denkt derzeit nicht an die Einführung einer City-Maut.


http://www.mz-web.de/artikel?id=1110729400423
Herr Doege warum sagen Sie den Bürgern die Unwahrheit ? Bis zum heutigen
Tage(19.März 05) wurden die Grenzwerte seit 01.01.05 bereits 15 mal am Riebeckplatz überschritten(siehe die im Internet abrufbaren Meßergebnisse !). Warum lügt die Mitteldeutsche Zeitung gleich mit ? Vertritt sie die Meinung der Leser oder die der Stadt Halle(Saale) ?

Mit Musterklage droht Fahrverbot in Berlin

Mit Musterklage droht Fahrverbot in Berlin

An der Schildhornstraße werden die Richtwerte für Feinstaub regelmäßig überschritten

Berlin - Die Überschreitung europäischer Grenzwerte bei der Luftverschmutzung wird die Gerichte beschäftigen. Die Deutsche Umwelthilfe wird am Montag ihre erste Musterklage vor dem Verwaltungsgericht Berlin wegen zu hoher Schadstoff-Belastung einreichen. Weitere Klagen gegen München, Stuttgart oder Dortmund sollen folgen. In den betroffenen Städten drohen dann per einstweiliger Verfügung umfangreiche Fahrverbote speziell für Dieselfahrzeuge bis hin zur Komplett-Sperrung der Innenstädte. Für den Einzelhandelsverband ist ein solches Szenario eine Katastrophe: Das wäre "der Todesstoß für den innerstädtischen Einzelhandel", warnt der Sprecher des Hauptverbandes HDE, Hubertus Pellengahr. Die EU-Feinstaubrichtlinie, die seit 1. Januar in Deutschland in Kraft ist, gibt der Umwelthilfe die Handhabe für ihr Vorgehen. Sie schreibt vor, daß eine Feinstaub-Konzentration von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft nur an 35 Tagen im Jahr zulässig ist. In Berlin wurde der Höchstwert auf der Stadtautobahn bereits an 21 Tagen, an der Schildhornstraße an 18 Tagen überschritten. Grund für den Feinstaub sind Rußpartikel, wie sie sich in den Abgasen von Dieselmotoren finden. .
mdl
URL dieses Artikels: http://www.morgenpost.de/content/2005/03/19/politik/742246.html

Fein- und Feinststäube - Partikel mit großer Wirkung

Fein- und Feinststäube - Partikel mit großer Wirkung - ein hochbrisanter Artikel
feinstaeube (pdf, 23 KB)


Feinstaub: Grenzwerte in Tübingen und Reutlingen bereits an acht Tagen überschritten

Feinstaub: Grenzwerte in Tübingen und Reutlingen bereits an acht Tagen überschritten

Immer winzigere Partikel geraten ins Visier der Forschung

(tol/idw). Man kann sie nicht riechen, man kann sie nicht schmecken, und mit bloßem Auge sind sie auch nicht zu sehen: Feinstäube sind winzige Partikel, die nicht einmal ein Zehntel des Durchmessers eines Haares erreichen. Ihre Wirkung ist dennoch groß. Die Partikel dringen über die Lunge in den Organismus vor und können neben Atemwegserkrankungen auch Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems verursachen. Die seit Januar dieses Jahres geltenden Grenzwerte wurden in Tübingen und Reutlingen bereits an acht Tagen überschritten.

Elektronenmikroskopische Aufnahme von Feinstaub
Die Weltgesundheitsorganisation WHO rechnet damit, dass bereits zehn Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft die Lebenserwartung der gesamten Bevölkerung um ein halbes Jahr verringert. "Feinstäube sind inzwischen zu einer der größten Gesundheitsgefahren in Stadtgebieten geworden", so Martin Lanzendorf vom Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle (UFZ) über die Bedeutung der Untersuchungen. Einer aktuellen Studie der EU-Kommission zufolge sollen 65.000 Todesfälle pro Jahr in Deutschland auf Herz- und Kreislauferkrankungen zurückzuführen sein, die durch Luftverschmutzungen ausgelöst oder zumindest gefördert würden.

Die neuen Grenzwerte seit Januar 2005

Seit dem 1. Januar 2005 ist die neue EU-Feinstaub-Richtlinie in Kraft. Sie legt schärfere Grenzwerte fest. So darf der Messwert für Feinstaub höchstens an 35 Tagen pro Jahr den Grenzwert von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft überschreiten. Großstädte und Ballungsräume sind am stärksten betroffen von PM10. So nennen die Wissenschaftler den Feinstaub.

"PM" steht für "Particulate Matter" und "10" für die Staubgröße von "zehn Mikrometern" - also einem Hunderttausendstel eines Meters. Die aktuelle Statistik der Feinstaub-Grenzwert-Knacker führt momentan München an. In Stuttgart-Zuffenhausen wurde der Grenzwert seit Beginn des Jahres an 14 Tagen, in Tübingen und Reutlingen an acht Tagen überschritten. Die meisten Überschreitungen in den neuen Bundesländern wurden an der Station Leipzig-Mitte gemessen. Dort konnte der PM10-Grenzwert bisher an 15 Tagen nicht eingehalten werden.

Dieselrußfilter als erster Schritt

Als Hauptquelle für den Feinstaub hat das Umweltbundesamt den Verkehr ausgemacht. Besonders die Zunahme von Dieselfahrzeugen habe die Situation in Deutschland verschärft. Deshalb fordern die Experten vom Umweltbundesamt die Einführung des Dieselrußfilters. Sie schafften es, bis zu 99,99 Prozent der Masse des Feinstaubes zurückzuhalten. Dadurch könnte ein wichtiger Schritt getan werden. Das ist die Meinung der Experten, die sich im Februar zu einem Workshop in Leipzig trafen, der vom Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle und dem Leibniz-Institut für Troposphärenforschung organisiert wurde.

Kommunen vor schweren Entscheidungen

Doch bis ein Großteil der Fahrzeuge damit ausgerüstet ist, werden noch Jahre vergehen. Die betroffenen Städte müssen aber schon in diesem Jahr Maßnahmen treffen, um die Bevölkerung zu schützen. "Würde sich der Trend der ersten Wochen des Jahres fortsetzen, dann müssten mehrere deutsche Großstädte spätestens im Sommer die Notbremse ziehen, um die Grenzwerte einzuhalten", meint Martin Lanzendorf, der am UFZ in der Arbeitsgruppe Nachhaltige Mobilität forscht. Das könnten dann Straßensperrungen, Tempolimits oder Fahrverbote für Dieselfahrzeuge sein. Umweltverbände drohen bereits jetzt mit Musterklagen für den Fall, dass die Grenzwerte öfter als erlaubt überschritten werden sollten. 2003 traf das auf jede dritte Station im bundesweiten Messnetz zu. Nur galt damals noch nicht die EU-Rahmenrichtlinie zur Luftqualität.

Immer feinere Stäube im Visier der Wissenschaft

Die bisherige Diskussion dreht sich um PM10 - also um die Masse der Staubpartikel unter zehn Mikrometern Durchmesser. Doch Wissenschaftler fürchten, dass noch kleinere Staubpartikel am gefährlichsten sind. Und gerade für diese gibt es momentan weder Grenzwerte noch ein Überwachungsnetz.

Diese so genannten Ultrafeinstäube sind kleiner als 100 Nanometer - also kleiner als ein Zehnmillionstel eines Meters. Unter Experten ist unbestritten, dass kleinere Partikel wesentlich leichter und tiefer in den menschlichen Organismus eindringen können. Bei größeren Staubpartikeln gibt es verschiedene Abwehrmechanismen des Körpers, umschreibt Ulrich Franck vom UFZ das Problem. "Gegen kleinere Partikel hat der Mensch dagegen keine solchen Abwehrmechanismen."

Wissenschaftler des GSF-Forschungszentrums für Umwelt und Gesundheit in München konnten inzwischen nachweisen, dass solche ultrafeinen Staubpartikel in die Blutzirkulation, in das Herz, die Leber und in andere Organe transportiert werden und selbst bis in das Hirn vordringen können. "Welche Wirkungen sie dort auslösen, ist weitgehend unbekannt. Allerdings weisen erste Untersuchungen beispielsweise auf gestörte Proteinreaktionen, also auf oxidativen Stress, hin", warnt Wolfgang G. Kreyling vom GSF-Forschungszentrum "Darüber hinaus scheint auch das Immunsystem vielfältiger betroffen zu sein, als man bisher annahm."

Messverfahren noch aktuell?

Die momentanen Messverfahren orientieren sich an der Gesamtmasse des Feinstaubes. Doch bei Ultrafeinstäuben geht es weniger um die Masse, sondern um die Anzahl der Teilchen. Viele kleinere Teilchen haben außerdem insgesamt eine größere Oberfläche - auch wenn sie weniger wiegen. "Da ist ein Umdenken notwendig", meint Franck und verweist auf viele noch ungelöste Fragen.

Hinweise, dass sich die Innenkonzentrationen ganz anders verhalten als die Außenkonzentrationen, gibt es bereits. Seit drei Jahren messen das UFZ und das Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (IfT) gemeinsam in der Leipziger Eisenbahnstraße.

Die Messreihe dort ist die längste kontinuierliche in Deutschland in einer Straßenschlucht und sie belegt, wie sich verkehrsberuhigende Maßnahmen und Tempolimits positiv auf die Luftqualität auswirken. Parallel dazu werden die Schadstoffkonzentrationen in Zusammenarbeit mit dem Düsseldorfer Instituts für Umweltmedizinische Forschung auch an 30 weiteren Messpunkten in Leipzig beobachtet, um die Zusammenhänge zwischen Feinstaub und Allergien bei Kindern zu untersuchen.

Weitere Forschung nötig

Klar ist, dass die Zahl der Autos in den nächsten Jahren weiter zunehmen wird und dass der Verkehr die Hauptursache der Ultrafeinstäube in den Städten ist. Nur wie lässt sich die Ausbreitung der Stäube vorhersagen, um die Bevölkerung davor wirksam zu schützen?

Sind vielleicht auch Grenzwerte für die ultrafeinen Stäube nötig? Die neue EU-Richtlinie zur Luftqualität ist nur eine Etappe. Wissenschaftler und Politiker werden sich auch künftig mit dem Problem Staub beschäftigen müssen.

Links zum Thema:

- Umweltbundesamt: Aktuelle Anzahl der Überschreitungen des Grenzwertes:

http://www.env-it.de/luftdaten

- Umweltbundesamt: Aktuelle Tageskarte:

http://www.env-it.de/luftdaten

- Feinstaub-Magazin des Bundesumweltministeriums:

http://www.bmu.de

- Hintergrundpapier des Umweltbundesamtes:

http://www.env-it.de

- Die EU-Richtlinie:

http://www.umweltbundesamt.de

- EU-Programm Clean Air for Europe (CAFE):

http://www.europa.eu.int

- Leibniz-Institut für Troposphärenforschung zu gesundheitsrelevanten Stäuben:

http://www.tropos.de

- GSF - Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit zum Thema:

http://www.gsf.de

Feinstaub und Allergien bei Kindern/EU-Forschungsprojekt TRAPCA:

http://www.iuf.uni-duesseldorf.de

Quelle:
http://www.cityinfonetz.de/index.php?nav2=Im%20Blickpunkt&artikel_id=35548007

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